Verfasser Martin Hobmeier
Erste genauere Nachrichten über einen Pfarrstadel besitzen wir aus dem Jahre 1645. 1731, 1736 und 1748 wurden die Ökonomiegebäude umgebaut und erweitert.
In seiner Grundstruktur und wesentlichen äußeren Gestalt – so wie sie heute noch erkennbar sind – entstand der Stadel im Jahr 1748.
Die Initialen „GSW“ auf der Hofseite außen bedeuten: Georg Sebastian Wiesent. Wiesent war Pfarrer von Loiching von 1745 bis 1752.
Vor allem erhielt der Stadel eine dritte Tenne.
Erhebliche Umbaumaßnahmen erfuhr die Pfarrökonomie 1784/85 (dazu kam der Neubau des repräsentativen Pfarrhauses). Im 18. Jahrhundert war wohl die bedeutendste Epoche für den Pfarrhof. Die ständigen Um-, Erweiterungs- und Neubauten beweisen dies.
Aus dem Jahre 1645 – wie oben erwähnt – kennen wir von Pfarrer Andreas Kiermayer die erste Beschreibung der Ökonomiegebäude. Der Stadel hat zwei Tennen und ein Ziegeldach, während der übrige Teil der Baulichkeiten (auch das Hauptgebäude, der Pfarrhof) mit Schindeln gedeckt war.
Der Loichinger Zehentstadel war nicht nur Zentrum einer reichen Pfarrökonomie (zeitweise bis zu 150 Tagwerk), sondern Symbol für die Macht und den Einfluss des Regensburger Domkapitels in unserer Gegend.
Der Pfarrer von Loiching war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts Betreuer und Amtsinhaber der domkapitel’schen Pfarrei Loiching. Das Besetzungsrecht hatte das Domkapitel, nicht der Bischof. Hier musste der sogenannte Zehent (genau festgelegte Naturalabgaben, Getreide in der Regel) abgeliefert werden.
Die Pfarrei war seit 1145 (nachweisbar) im Eigentum des Domkapitels. In der ehemaligen Gemeinde Loiching besaß das Domkapitel über 20 Anwesen. Bei mehr als 80 Anwesen war das Domkapitel – damit der Pfarrer – Empfänger des Zehent (von Gerzen bis Dingolfing). Loiching umfasste zwei Exposituren (Teisbach von 1695 bis 1918 und Wendelskirchen von 1737 bis heute). 1860 gehörten zur Pfarrei 47 Dörfer, Weiler und Einöden.
Sie galt lange Zeit als größte Landpfarrei der Diözese und erstreckte sich von Gaubitzhausen (heute Stadtgemeinde Dingolfing) im Norden bis nach Mairhof (heute Gemeinde Kröning) im Süden. Der Pfarrer war gewissermaßen jahrhundertelang der größte Arbeitgeber der Pfarrei. In Erntezeiten kamen viele Taglöhner dazu. In den 30er und 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden erneut umfangreiche Umbauten der Wirtschaftsgebäude (den Stadel ausgenommen) vorgenommen, teilweise auch Verkleinerungen.
Trotzdem bewirtschaftete der Ökonomiepfarrer von Loiching den Hof noch im Jahre 1890 mit rund 15 Personen. Dabei ist die Pfarrersköchin mit ihrem Gesinde nicht mitgerechnet.
Die Kooperatoren hatten kräftig mitzuhelfen.
Nach dem Wegzug oder dem Tod eines Pfarrherrn war es üblich, das lebende und tote Inventar zu versteigern. So geschah es auch nach dem Ableben des Pfarrers Simon Franz im Jahre 1913. Simon Franz hatte als Pfarrer und als Bauer einen ausgezeichneten Ruf. Bei der Versteigerung sollen lt. Isarzeitung vom 4. Februar 1914 über 1000 Personen anwesend gewesen sein. Selbst der Misthaufen wurde für 300 Mark an den Mann gebracht. Zu diesem Zeitpunkt umfasste die Pfarrökonomie noch 52,270 Hektar mit 4.254 Mark Reingewinn im Jahr.
Der letzte echte Ökonomiepfarrer war Franz X. Harlander (1914 – 1924 Pfarrer von Loiching). Die Inflation nach dem I. Weltkrieg hatte das Vermögen der Ökonomie erheblich reduziert. Pfarrer Andreas Seidlmeier (1924-1938) gab dann sehr rasch die Eigenbewirtschaftung auf.
Manche Pfarrer waren sehr streitbar, wenn es um die Ökonomie ging. Von Pfarrer Georg Karl (Stifter des Hochaltars) wird berichtet (um 1620), dass er zum Gewehr gegriffen habe, wenn fremde Hühner den Innenhof der Pfarrökonomie betreten hätten.
Der Pfarrstadel und mit ihm die gesamte Pfarrökonomie symbolisierten die wirtschaftliche Macht des Loichinger Pfarrers. Der weitere Weg einiger Pfarrer kann als Beleg für die Bedeutung der Pfarrei herangezogen werden: Johann Maria Nepomuk von Frauenberg (1792 – 1797 Pfarrer in Loiching) wurde später Bischof von Augsburg und Erzbischof von Bamberg. Adalbert Heinrich von Pechmann (1801 – 1821) wurde 1830 Weihbischof in Passau.
Im Landgericht Teisbach, dem Loiching angehörte, verkörperte bis Anfang des 19. Jahrhunderts der Pfarrherr von Loiching die geistliche und auch wirtschaftliche, der Landrichter (-pfleger) von Teisbach die politische und rechtliche Macht.
Der Pfarrstadel ist wesentlicher Teil der in ganz Niederbayern einmaligen (vierseitigen) Gebäudestruktur. Der Stadel passt harmonisch zum Steildach der Kirche. In den Jahren 1983/84 wurde er mit erheblichen Mitteln des Landesamtes für Denkmalpflege und der Diözese, mit Hilfe des Bezirks und des Landkreises, einem anerkennenden Beitrag der Gemeinde, vor allem aber mit vielen Spenden aus der Pfarrei auf Initiative des damaligen Pfarrers Sebastian Schall vor dem Verfall gerettet. Pfarrer Josef Forstner hat den gesamten Pfarrhof weiter renoviert und damit ein historisches Juwel erhalten und für die Gegenwart nutzbar gemacht. Pfarrhof und Stadel und natürlich die Kirche sind für Pfarrei und Gemeinde sichtbarer Anlass, auf die Leistungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart stolz zu sein, aber auch mutig in die Zukunft zu schauen.