Zwölfuhrläuten im Bayerischen Rundfunk

Am 29. Juni 1969 war Loiching Thema in der Bayern1-Sendung Zwölfuhrläuten. Hier der Orginaltext der Sendung.

(29.Juni 1969 – Bay. Rundfunk)

“Es gibt wohl kaum einen stärkeren Gegensatz im Bild der niederbayerischen Landschaft als jenen zwischen dem flachen Isartal um die Industriestadt Dingolfing und dem spannungsreichen Hügelland, das sich hinter dem Steilufer der Isar nach Süden ausbreitet. Am besten übersieht man die Flussauen, flach gezogenen Talgründe, Hügel und ferner Gebirgszüge, wenn man auf dem steil aufsteigenden Höhenzug in Loiching steht. Früher wuchsen hier fünf riesige Linden, die Stürme haben noch zwei von ihnen übrig gelassen. Am Rand eines weiten sonnigen Platzes breitet sich zur linken Seite ein barocker Gebäudekomplex, es ist der Pfarrhof mit seinen ausgedehnten Ökonomiegebäuden, der früher der ländliche Sommersitz des Regensburger Domkapitels gewesen ist. Seitab steht die gotische Pfarrkirche mit kräftigem Mauerwerk und gedrungenem Turm, dann rechts die Schule und die Gemeindekanzlei, ein moderner Bau mit großen Fenstern. Das Dorf Loiching beginnt erst ein Stück weiter von diesem Platz entfernt, in das Hügelland ist es mit seinen Gehöften hinein geschoben. – An der Stelle der Loichinger Kirche soll in der römischen Zeit ein Kastell oder ein Wachturm gestanden sein. Ins Licht der Geschichte tritt der Ort “Luihan” erst später. Er wird erwähnt in einer Karolingerurkunde aus dem Jahr 885, jenem Jahr, als es Karl III. Noch einmal gelang, das Reich Kaiser Karls des Großen zu einer Einheit zusammenzuführen. – Die Kirche in Loiching entstand im 15. Jahrhundert. Langhaus und Chor sind überspannt von spätgotischem Netzgewölbe; der Raum aber ist erfüllt von kräftigem Barock und ausklingendem Rokoko, das schon hinüberleitet in den Klassizismus. 1628 wurde der Hochaltar geschaffen, zwischen marmorierten Säulen steht die Muttergottes mit dem Kind, ihr zur Seite die Apostel Petrus und Paulus, die Patrone der Kirche, der eine hält den mächtigen Schlüssel in seiner Hand, der andere das Schwert. Ein unbekannter niederbayerischer Meister hat diese Heiligengestalten geschaffen. Aus dem Geist einer anderen Epoche sind die beiden Seitenaltäre erwachsen, sie spiegeln reines ländliches Rokoko wieder. Halb Rokoko und halb Klassizismus schon ist die Kanzel auf der Epistelseite, die im ausklingenden 18. Jahrhundert entstand. Im Hintergrund der Kirche baut sich eine barocke Orgel auf, vor den beiden Bögen der Orgelempore steht unten im Halbdunkel der Kirche ein steingehauenes romanisches Taufbecken. Jede große Epoche der Kunst hat so in dieser Kirche ihre Zeugen hinterlassen – wie wehrhaft die Loichinger Kirche ist und dass hier, hoch über der Isar, im Barock ein kleines geistliches Zentrum geschaffen wurde mit gutshofgleichem Pfarrhof, Kirche und barockem Kapellenbau daneben, das zeigt sich auf einen Blick, wenn man auf der rasch ansteigenden Straße Teisbach zu führt und zurücksieht: da scheint es kein Dorf Loiching mehr zu geben, es duckt sich hinter Hügel und Waldungen, sondern nur noch diesen geistlichen Bezirks, auf einer weiten, sonnenerleuchteten Hochfläche ausgebreitet, weiß steht da die Kirche mit dem spitz in den Himmel weisenden Turm und daneben elegant ausschwingende Mansardendach des Pfarrhofes, weit im Norden und Osten ziehen sich in kräftigem Blau die Berge des Bayerischen Waldes und als die Alpen ferne silbrige Silhouette.”


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